Digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit in der Lieferkette

Wenn es um die Brücke zwischen Start-ups und Mittelstand geht, hat sich textil+mode schon vor sechs Jahren sein eigenes Netzwerk aufgebaut. Tex Started bringt die mittelständische Textil- und Modeindustrie in verschiedenen Formaten regelmäßig mit Start-ups zusammen.

16.02.2022

Für Mareike Giebeler, Leiterin für Digitale Innovationen und Start-ups bei textil+mode, war es deshalb alles andere als Neuland, als sie über ihr Netzwerk zur Konferenz „Nachhaltigkeit entlang von Lieferketten“ einlud. So gab es für insgesamt sechs Start-ups, LegalTegrityretracedseedtracesfeeri Sqetch und WeShyft, die Gelegenheit, vor einem großen Publikum neue Ideen für Nachhaltigkeit entlang der Lieferketten und zur Umsetzung des Lieferkettengesetzes vorzustellen und anschließend miteinander in den Austausch zu treten, inklusive weiterer Terminverabredungen, wie Astrid Schödel, Head of Corporate Responsibility & Product Safety von der Firma Brax anschließend berichtete: „ Die Netzwerksession war eine gute Gelegenheit, verschiedene Eindrücke zu sammeln. Aus unserer Sicht gehen Start-ups sehr flexibel, agil und individuell auf unsere Kundenwünsche ein, was die Zusammenarbeit mit Mittelständlern sehr attraktiv macht. Mit zwei der Start-ups habe ich Folgetermine vereinbart.“

Überblick über komplexe Lieferketten dank neuer Technologien

Und nicht nur das: In anschließenden Netzwerksessions bestand die Möglichkeit zum Austausch und zur Diskussion mit den Gründerinnen und Gründern, die ihre digitalen Lösungen für ganz konkrete Anforderungen im unternehmerischen Alltag vorstellen konnten. Dabei ging es vor allem um Datenmanagement entlang der gesamten Lieferkette und immer wieder die zentrale Frage, wie sich mithilfe digitaler Lösungen komplexe globale Lieferketten transparent managen lassen. Denn gerade mittelständische Unternehmen haben nicht die personellen und finanziellen Möglichkeiten, jeden einzelnen Schritt vom Baumwollfeld bis zum Bügel auszuleuchten und zu kennen. Allein die Herstellung eines einfachen Herren-Oberhemdes durchläuft 140 Schritte in der Lieferkette, bis es in Deutschland auf dem Ladentisch liegt. Eine echte Herausforderung, gerade jetzt, wenn ab nächstem Jahr die Umsetzung der sehr komplexen Anforderungen aus dem neuen Lieferkettengesetz gesetzlich vorgeschrieben ist. So war es für die mehreren Hundert Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer besonders interessant, was sich junge Digitalunternehmen zu diesem Anforderungsfeld ausgedacht haben. Aber auch die Start-ups fanden den Austausch mit der Branche einmal mehr spannend.

Win-Win-Session: Auch die Start-ups bringt der Austausch mit der Branche weiter

„Die vom Verband organisierten Aktivitäten, wie die Netzwerk-Session, sind für retraced sehr hilfreich. Hierüber schaffen wir es, mit relevanten Marktteilnehmern in den Austausch zu kommen, um Feedback zu unserer Plattform einzusammeln und die aktuellen Herausforderungen im Markt noch besser zu verstehen. Anders als in Vertriebsgesprächen sind Gesprächspartner in einem solch unverbindlichen Umfeld erfahrungsgemäß noch transparenter und offener“, so das Fazit des Austausches für Lukas Pünder von retraced. Auch für Dr. Colin Bien von WeShyft war es ein gewinnbringender Austausch für beide Seiten: „Für ein junges Start-up wie uns war es toll, sich vor einem so großen Publikum im Online-Seminar und später der Netzwerk-Session präsentieren zu können. Das große Interesse an der Veranstaltung zeigt, wie sehr sich die deutsche Mode- und Textilindustrie um nachhaltige Lieferketten bemüht. Daraus kann ein kraftvolles Momentum für echte Veränderung entstehen. Wir sind froh, ein Teil davon zu sein.“ Auch für Marte Hentschel von Sqetch war die Bilanz der Konferenz positiv: „Die Qualität der innovativen Lösungen für nachhaltige und transparente textile Lieferketten aus Deutschland ist bemerkenswert. Wir freuen uns über das Interesse an Kooperationen vonseiten der deutschen Modewirtschaft.“

Mit Blockchain mehr Qualitätskontrolle für Hersteller und Kunden

Auch Mareike Giebeler hat die Konferenz bestärkt, den Austausch zwischen jungen Digitalunternehmen und dem textilen Mittelstand fortzusetzen und auszubauen: „Was mich begeistert, ist die Anwendung und Kombination neuer Technologien. Zum Beispiel eine Plattform, auf der alle Informationen zur Lieferkette an einer Stelle gesammelt werden. Wenn dies gelingt, kann ich als Kundin in einem Laden den QR-Code einer Bluse scannen und die gesamte Lieferkette visuell nachverfolgen bis zum Ursprung der Rohmaterialien. Kundinnen und Kunden können damit eine qualifizierte Kaufentscheidung treffen und für Textilhersteller eröffnen sich noch bessere Möglichkeiten zur Qualitätskontrolle. Dabei erweist sich die Blockchain-Technologie als manipulationssichere Lösung. Start-ups haben hier spannende Verfahren entwickelt, die für unsere Mittelständler sehr interessant sind.“